Das 26. Africa Alive Festival präsentiert den afrikanischen Kontinent mit einem breiten Spektrum an Dokumentar-, Spiel- und Kurzfilmen. Neben aktuellen Filmen gibt es ein Rahmenprogramm mit Konzerten, Lesungen, Podiumsdiskussion und Kinderprogramm.
Aus aktuellem Anlass steht der Sudan im Mittelpunkt des Festivals. Am 11. April 2019 wurde die regierende Junta unter dem Diktator Omar al-Baschir, der 1989 durch einen Militärputsch an die Macht gekommen war, nach wochenlangen Demonstrationen der Zivilgesellschaft gestürzt. Seitdem ringt das Land um Demokratie. Nach Rückschlägen für die Demokratiebewegung im Frühsommer 2019, einigten sich im Juni/ Juli 2019 die Protestbewegung und der regierende Militärrat auf eine Übergangsregierung. Ob das Militär tatsächlich die Macht abgeben wird, ist fraglich.
Africa Alive richtet nun seinen Blick auf dieses große ostafrikanische Land und seine Filmkultur, die fast 30 Jahre lang unterdrückt war.
In den letzten Jahren hat sich wieder eine Filmkultur herausgebildet, die an die große Zeit der 1970er und 80er Jahre anknüpft. Bereits 2013 hatte Africa Alive die „Sudan Film Factory“ vorgestellt, eine Initiative des Goethe Instituts, die jungen sudanesischen Filmemacher* innen ermöglicht hatte, Kurzfilme zu drehen. Wir zeigen aktuelle Werken der jungen Generation YOU WILL DIE AT TWENTY von Amjad Abu Ala, KHARTOUM OFFSIDE von Marwa Zein und AKASHA von Hajooj Kuka. Talal Afifi, Filmkurator und Leiter der LIEBE FESTIvaLFREUnDE 4 © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Eckhard Krumpholz Sudan Film Factory wird in einige der Filme einführen. Ganz zentral ist der wunderbare Dokumentarfilm TALKING ABOUT TREES des jungen sudanesischen Regisseurs Suhaib Gasmelbari, in dessen Mittelpunkt vier Regisseure der großen Zeit des sudanesischen Kinos stehen, die ein Kino wiedereröffnen wollen und ihre cineastische Vergangenheit mit der Gegenwart verbinden. Dazu laufen einige ihrer Kurzfilme, aus ihrer Zeit als Filmstudenten in der DDR, der Sowjetunion und danach im Sudan bis 1989. Als Klassiker zeigen wir Filme von Gadalla Gubara, einem der Pioniere des sudanesischen Kinos.
In der PODIUMSDISKUSSION im Haus am Dom am 02.02. um 13.00 Uhr wird es unter der Fragestellung „Wohin geht der Sudan?“ um die aktuelle politische Entwicklung im Sudan gehen. Dazu sind u.a. die sudanesischen Schriftsteller*innen Sabah Sanhouri und Abdelaziz Baraka Sakin eingeladen sowie die französisch- tunesische Journalistin Hind Meddeb. Alle drei sind Chronisten emanzipativer Prozesse und werden am 3.2. um 18.00 Uhr bei einer LESUNG in den Räumen des AMKA darüber berichten, wie ihr künstlerisches Schaffen Teil des Widerstandes und Seismograph des Wandels ist.
Weitere literarische Projekte, die vor allem in Zusammenarbeit mit Jugendlichen im Sudan entstanden sind, werden am 05.02. um 18.00 Uhr in einer GESPRÄCHSRUNDE in der VHS vorgestellt.
Außerdem zeigen wir den Gewinner des letzten FESPACO Festivals in Ougadougou LA MISÉRICORDE DE LA JUNGLE (2018) von Joel Karekezi, den senegalesischen Film BAAMUN NAFI (2019) von Mammadou Dia, der bei uns zu Gast sein wird, und in Erinnerung an den im April 2019 verstorbenen Regisseur S. Pierre Yameogo 5 (Burkina Faso) seine Filme DELWENDE und MOI ET MON BLANC.
Zur Eröffnung des Festivals am 26.01. in der Brotfabrik präsentiert Afroton die junge kongolesische Sängerin GASANDJI, in deren Musik Klänge ihrer Heimat mit Soul, Pop, Reggae und Jazz verschmelzen.
Das traditionelle Kinderfest findet am 09.02. bei Afroton mit einem Musiktheaterprogramm der beliebten Clowngruppe ADESA statt.
Beim ABSCHLUSSKONZERT am 8.3. in der Brotfabrik stellt der guineische Griot BA CISSOKO, Meister an der Kora und der N‘goni den Beweis an, dass man mit Harfeninstrumenten auch rocken kann.
Und noch eine erfreuliche Nachricht zum Schluss, Africa Alive erhielt im vergangenen Dezember den Integrationspreis der Stadt Frankfurt am Main. Mit der Auszeichnung werden innovative Projekte und Personen für ihr langjähriges, ehrenamtliches Engagement im Sinne einer vielfältigen und aufgeschlossenen Stadtgesellschaft gewürdigt.
Die Begründung lautet:
Das 1994 gegründete Festival „Africa Alive“ zeigt jährlich ein authentisches und facettenreiches Bild Afrikas und trägt zum Abbau von Vorurteilen und zu kulturellen Bildung bei.
Das Festival bietet Kulturschaffenden ein Forum und greift mit Schwerpunkten und Podien wichtige Diskurse sowie politische und soziale Themen auf. Privatpersonen, Kultur Einrichtungen, Initiativen und Vereine arbeiten dafür eng zusammen. Das überwiegend ehrenamtlich getragene und über Sponsorengelder finanzierte Festival macht afrikanische Filme, Kunst, Literatur und Musik bereits seit 26 Jahren hierzulande bekannt.
Die Stadt Frankfurt am Main ehrt die beteiligten des Kulturfestivals Africa Alive für ihr langjähriges Engagement im Sinne einer vielfältigen und aufgeschlossenen Stadtgesellschaft.
Frankfurt am Main 3.12.2019